28/0/0

13:00
Nach dem Mittagessen (Lasagne, im Vergleich zum sonst hier dargebotenen durchaus zu goutieren), habe ich die Chance auf einen Mittagsspaziergang genutzt. Da die Chemotherapie nicht exakt 24 Stunden durchläuft, ergibt sich eine Lücke von ein, zwei Stunden, die man frei von der Verkabelung nutzen kann. Da momentan auch noch keine Isolation indiziert ist, bin ich gerne für ein Stündchen oder mehr an der frischen Luft. Spazierengehen dürfen ist dermaßen herrlich, man weiss dies erst zu schätzen, wenn es einem für ein paar Wochen nicht möglich war. Aber so ergeht es einem wohl mit vielen Dingen…
Die Umgebung ist allerdings eher trist, zumindest, wenn man sich aus dem anhängigen Park, der sich am Krankenhaus anschliesst, hinausbewegt. Dem Bremer Westen konnte ich ja noch nie viel abgewinnen, und je (nord-)westlicher ich mich befinde, desto schlimmer wird es. Die Bausubstanz ist – für sich gesehen – teilweise recht schnuckelig, allerdings nicht geschlossen, in oftmals erbärmlichen Zustand, lieblos behandelt, verbaut, verschandelt, verdreckt, von Bausünden eingekesselt, schlichtweg deprimierend. Das Novemberwetter zu das seine dazu.
Denoch: ein paar Sonnenstrahlen ergattern, etwas umschauen, bewegen, im Herbstlaub rascheln, das tat mir gut. Der kleine Park mit der kleinen Kirche, dem alten Baumbestand und den Wohn- und Betreuungskomplexen aus den 60er Jahren strahlt etwas Ruhe aus.

14:00
Ein mir bislang unbekannter Arzt hängt 250ml Daunorubicin an den Tannenbaum und verkabelt mich mit dem Gift. Mir wird schon vom Anblick schlecht.

22:00
Wie vermutet, habe ich lediglich eine halbe Scheibe Schwarzbrot herunterwürgen können, mir ist seit Stunden speiübel. Den Vorschlag der Krankenschwester, ein Mittel dagegen zu einnehmen, habe ich abgelehnt. Ich bin schon vollgepumpt genug mit Chemie, was sich vermeiden lässt, das vermeide ich soweit wie möglich.

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