30.01.2013 // Tag 0

22:19 – Für die, die es interessiert: die Stammzellen im Beutel sehen aus wie eine Mischung zwischen Tomatensuppe mit etwas Sahne, oder einer leckeren Gulaschsauce mit viel Tomate und etwas Aufheller. Lecker also. Hab jetzt auch alles intus, good luck ladies…! Hoffen wir das Beste.

20:59 – Angeregtes Geplauder mit dem Stationsarzt, der mir meine Stammzellen verabreicht. Er ist/wird Kinderarzt, und das sieht man ihm an, als er das Zimmer mit dem Beutel Stammzellen in der Hand betritt; ein wenig wie der Wehnachtsmann mit den Geschenken.

Wichtigste News für mich: der Spender ist eine Spenderin, d.h., erhöhtes GvHD-Risiko. Hmpf.
Ich danke ihr, unbekannterweise, aber dennoch sehr. Sie weiss natürlich nicht, an wen die Spende geht und möglicherweise ist es in anderen Punkten der ‚best match‘ (HLA-10 ist’s zumindest).

Der Stationsarzt muss eine Viertelstunde verbleiben, bis die Stammzellen tatsächlich im Blut angekommen sind, um ev. allergischen Reaktionen zeitnah abzufangen. Wir verbringen die Zeit damit, über die ersten Transplantationsanfänge von Thomas zu plaudern (Abteilung Medizinhistorie, immer wieder belustigend) über Wissenschafttheoretischen Überlegungen zu dilletieren, bis hin zu ländlichen Riten, die er während des Studiums in Marburger Umland kennenlernte. Unterhaltsam.

19:20 – Zurück von der letzten Bestrahlung. An drei Tagen wurde 2×2 Gray, also insgesamt 12 Gy auf mich abgefeuert. Im Ubrigen mögen die Strahlen an sich geruchslos sein, die Radiologie an sich ist es nicht, es riecht (und klingt) einfach nach sehr viel ‚Strom‘. Um mal eine Lanze für die Leutchen aus den Katakomben zu Brechen: fast alle sehr aufmerksam, emphatisch im positiven Sinne; jeder Radiologe, mit dem ich zu tun hatte, wünschte mir viel Erfolg und eine gute Genesung. Sicher, lediglich Worte, aber doch auffällig im Vergleich zu anderen medizinischen Disziplinien, mit denen ich hier und in Bremen zu tun hatte.

17:04 – Erfreulich ereignisloser Nachmittag: zumeist herumgedöst. Soundtrack dazu: Marcin Wasilewski – Faithful (vor allem ‚Nighttrain to You‘, ‚Song for Swirek‘, ‚Desert‘, ‚Lugano Lake‘)

11:00 – Unerfreulich langer Aufenthalt in den Katakomben. Zunächst bekam der Patient vor mir offenbar einen Herzfifi während der Bestrahlung – mächtig Alarm in der Bude, Patient aber wohlauf. Bei mir fiel dann partiell das Gerät selbst aus, ging dann aber zügig weiter. Wenig zügig die Abholung durch den Fahrer. Nach einer Weile bin ich selbst gegangen.

00:42 – Mein ‚zweiter Geburtstag‘ beginnt mit einem Beutel Thrombozyten, der von einem launigen Assistenzarzt reingereicht wird.

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