Déformation professionelle (Part I)

Auch wenn es gerne geleugnet, als unangenehm empfunden oder mit einem Zustand zwischen peinlicher Berührung und Schmunzeln quittiert wird: ein jedes Berufsfeld hat so ihre Eigenheiten und formt den Ausübenden, ohne dass sich derjenige darüber all zu bewußt wird. Es benötigt eines Aussenstehenden, um sich dessen klar zu werden, und mir als Fotografen ergeht es nicht anders als anderen Berufstätigen. Es fängt zumeist recht subtil  an, kleinere Eigenheiten, ein gewisser Duktus in Sprache und Schrift, eine bestimmte Manier – bis hin zur handfesten, jedoch völlig ungefährlicher Verschrobenheit.

Einige dieser Deformationen möchte ich gerne in einer kleinen Serie beschreiben.

Im ersten Teil möchte ich auf eine besondere Affinität hinweisen, die wahrscheinlich jeder professionelle Fotograf kennt, nämlich die zu Taschen. Kamerataschen um genauer zu sein. Oder, weiter gefasst, so ziemlich alle Behältnisse, mit denen man seine Ausrüstung möglichst bequem und ohne sich selbst oder den teuren Preziosen Schaden zukommen zulassen von A nach B befördert.  Meine Partnerin erwies sich (mal wieder) als präziser Hinweisgeber in Sachen déformation professionelle, als sie, eher nüchtern als süffisant, mich im letzten Jahr auf den Umstand hinwies, dass ich inzwischen mehr Kamerataschen besitze als sie Handtaschen. Wie konnte das geschehen?

Es liegt einfach in der Natur der Dinge. Kamerataschen sind zumeist statisch, zumindest was das Volumen angeht. Die Ausrüstung dagegen verhält sich dynamisch, ständig kommt etwas dazu, wird verkauft, ausgetauscht, ersetzt, verändert. Zudem erfordert eine Reportage anderes Equipment als ein Bridal-Shooting oder eine Portrait – Session. Für Flugreisen ist ein möglichst unkaputtbarer, abschliessbarer sowie wasserdichter Koffer (empfehlenswert) die beste Lösung, auf einer Reportage so ziemlich die schlechteste. Also fängt man an zu sammeln… und nach ein paar Jahren kommt ein ansehnliches Arsenal verschiedenster Koffer, Taschen, Rucksäcke zusammen. Meine letzte Neuerwerbung ist die Kata DC 445 , hergestellt von einer israelischen Firma, die in ihren Anfangstagen Militär und Spezialeinheiten mit Taschen und Rucksäcken ausgerüstet hat. Was für militärischen Einsatz gut ist, kann auch auf Hochzeiten nicht schaden; zumal diese ja auch mitunter zu Krisengebieten mutieren können…

Bild

Praktisch ist die Innenhöhe von 20,5 cm, so können alle meine Objektive aufrecht und mit angesetzter Gegenlichtblende in der Tasche verstaut werden. Über das knallgelbe Innenfutter kann man durchaus geteilter Meinung sein, etwas dezenteres wäre mir lieber gewesen. Aber, nun ja, man kann nicht alles haben und auch diese Tasche wird nicht meine letzte sein.
Was mir nach wie vor schleierhaft ist : warum statten eigentlich alle mir bekannten Hersteller ihre Taschen mit suboptimalen Trageriemen aus?

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